Die Berliner Ultimateszene – Wie alles begann

„Ich habe fünf Kinder, aber die Berliner Ultimateszene ist mein sechstes“
Stephen Defty, September 2011

Die Geschichte der Berliner Ultimateszene beginnt im Sommer 1983 und ist eng verbunden mit einem Namen: Stephen Defty (Foto aus dem Jahr 1985). Er ist der Vater der Ultimateszene Berlins. Stephen Defty ist 1957 in London, England, zur Welt gekommen und in St. Louis, Missouri, USA, aufgewachsen. 1976 begann er sein Psychologiestudium an der Tufts in Boston, Massachusetts. Hier lernte er Ultimate bei den „Flying Jumbos“ kennen, aus denen später nach dem Ende von „Aerodisc“ die „Rude Boys“ unter Steve Mooney hervorgingen. Von Robert Jablko.

Anfang der 1980er Jahre führte ihn ein Austauschprogramm nach Tübingen. Im Februar 1982 kam er nach Berlin. Da er hier niemanden kannte und auch nicht wusste, ob Berlin bereits ein Team hat, schrieb er dem Frisbeehersteller „Wham-O“ in Kalifornien. Damals ging das noch per Post. Diese antworteten ihm, dass es nach Ihren Informationen genau vier Teams in Deutschland gab: „Kangoroos“ aus Essen, „Team 42″ aus Dreiech, „Gummibärchen“ aus Karlsruhe und „Skywalkers“ aus Rotenburg a.d. Wümme. Tatsächlich gab es bereits mehr.

Im Juni 1983 begann Stephen alle Läden in der Stadt aufzusuchen, die Frisbees verkauften. An Laternen vor den Geschäften klebte er seine Werbung an. Er schaltete außerdem Anzeigen in der „Zitty“ und dem „Tip“. Im Sommer 1983 begann das erste Ultimatetraining in Berlin. Es fand direkt vor dem Reichstag statt. Damals zur Mauerzeit und noch bevor Berlin Regierungssitz wurde, war das Brachland. Hier wurden auch die ersten Turniere veranstaltet.

Seit 1981 wird die Deutsche Meisterschaft im Ultimate ausgetragen. Erster Deutscher Meister waren die „Frisbee Friends“ Essen, aus denen später die „Kangaroos“ hervorgingen. 1982 und 1983 wurden es die „Skywalkers“ aus Rotenburg a.d. Wümme.

Am 17.09.1983 nahm Stephen (Foto rechts aus dem Jahr 2011) an der ersten Regionalvertretung der IFAG, International Frisbee Association Germany, in Weilheim teil. Vertreten waren damals Berlin, Bonn, Essen, Frankfurt, München, Passau, Rotenburg, Überlingen, Tuttlingen und Weilheim. Hier wurde der Deutsche Frisbeesport Flugscheiben Verband (DFFV) gegründet. Das ist der Vorgänger des heutigen Deutschen Frisbeesport-Verbands (DFV), der sieben Jahre später am 25.10.1990 in das Vereinsregister der Stadt Aachen eingetragen wurde. Jürgen Lehman aus Rotenburg war 1983 der Ultimatewart. Ebenfalls an Bord war Thomas Griesbaum, der Gründer der „Gummibärchen“ Karlsruhe.

Ein Jahr später, 1984, begann die Suche nach einem Namen für das erste Berliner Team, das wir heute als „Wall City“ kennen. Auf dem Originaldokument sind alle vorgeschlagenen Namen eingetragen, sowie bereits verwendete Namen von Teams in Deutschland.

Als ich im September 2011 das erste Mal mit Stephen telefonierte, sagte er: „Ich habe fünf Kinder, aber die Berliner Ultimateszene ist mein sechstes.“ Stephen lebt auch heute noch in Berlin und ist Abteilungsleiter für Frisbee beim SC Siemensstadt. Er ist glücklich verheiratet und aktiver Disc Golf-Spieler. Disc Golf spielte er bereits in Boston, und seit seiner Sprunggelenksverletzung Anfang der 1990er Jahre ausschließlich. Er ist mittlerweile Grand-Master und amtierender Deutscher Meister.

Wie es mit Stephen und dem ältesten Berliner Team „Wall City“ weiterging, und wie weitere Berliner Teams entstanden, folgt in einer anderen Ausgabe der Ultimate-Historie von Berlin. Bei Fragen und Anmerkungen bitte den Autoren Robert Jablko kontaktieren unter robert.jablko@googlemail.com.

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